Mittwoch, 19. November 2014

Zugfahrt nach Lhasa

Mit unseren Rucksäcken und Proviant für zwei Tage sind wir am Freitag Nachmittag vom Hostel mit der Metro zum Beijinger Westbahnhof gefahren. In voller Montur und in vollen Metros ist man richtig froh, wenn man diese erste Etappe geschafft hat. Mit dem Voucher für die Zugtickets, mit den Ausdrucken vom Tibet Travel Permit und den Reisepässen haben wir dann unsere Zugtickets abgeholt. Alles lief soweit reibungslos, was einen schon mal ein bisschen skeptisch macht. Danach kommt die üblichen Tickets-, Pass- und Gepäckkontrolle. Der Wartesaal war schon voll, einige standen schon vorm Ausgang, andere hatten auf den Gepäcksäcken kleine Sitzecken eröffnet, weitere machten noch einen kurzen Gesundheitsschlaf. Wir haben noch ein paar Sitze ergattert und gönnten uns einen Abendsnack.


Circa eine halbe Stunde vor Abfahrt wurde der Zugang zu den Gleisen geöffnet, nicht ohne nochmal Pass und Fahrkarte zu kontrollieren. Diesesmal hatten wir die zwei mittleren und die zwei oberen Betten im Hard Sleeper Abteil. Irgendwie kam uns das ganze surreal vor. Lange hatten wir uns diese Zugfahrt gewünscht, nun saßen wir da und warteten gespannt auf die Abfahrt. Pünktlich um 20:00 Uhr fuhr der Zug los und wir verließen den Beijinger Westbahnhof. Nachts war nicht mehr viel zu sehen. Genau so pünktlich wie die Abfahrt werden um 22:00 Uhr die Lichter ausgemacht.


Am nächsten Tag fährt der Zug durch leicht verschneite Täler, dann durch Berge und trockene Reisfelder. Strommasten sind dauerd zu sehen. Beim Fotografieren aus dem fahrenden Zug mogeln sie sich fast immer ins Bild. Man sieht Windräder und Brücken, und eine Menge Baustellen. Meistens werden Hochhäuserkomplexe gebaut. Im Zug wird viel Teegetrunken. Auch Fertigsuppen sind sehr populär. Wir sind hier gar nicht aufgefallen, was das Essen anbelangt. Ansonsten wären wir die einzigen Langnasen. Immer wieder kommt ein Verkäufer mit Getränken und Essen vorbei, der genau zwischen Wand und Klappsitzen durchpasst. Man hat reichlich Zeit zum Lesen, Musik hören, Karten spielen, schlafen oder all das zu beobachten.



In der zweite Nacht merkt man dann schon, warum die Klasse "Hard Sleeper" genannt wird. Leider haben wir den höchsten Pass - über 5000 m - gegen 7:00 Uhr morgens verschlafen. Der Zug arbeitet sich von Hochebene zu Hochebene, mal rauf, mal runter. Die kahle Landschaft besteht aus Bergen und langgezogenen Prärien, auf denen immer wieder Yaks und Schafe am kurzen, braungrünen Gras rupfen. Dann fährt der Zug an riesigen Seen entlang. Oft sieht man kleine Polizeiposten. Mancher salutiert, wenn der Zug vorbeifährt, andere liegen in Decken eingehüllt und warten auf die Ablösung.



Und plötzlich ist man am Ziel. Der Zug fährt langsamer, alle Packen ihre Sachen zusammen und der Schaffner sammelt nochmal den Müll ein. Der große, moderne Bahnhof ist kurz wieder lebendig. Noch eine Kontrolle am Ausgang, Pässe, Travel Permit. Bitte folgen Sie der netten Polizistin. Die Pässe werden eingescannt, der Travel Permit kopiert. Stempel, Stempel, fertig. Der Zug kam etwas früher an, so dass wir auf unseren Guide noch warten mussten. Der kam aber bald und begrüßte uns mit Willkommensschaals. Willkommen in Tibet!


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